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Pressemitteilung

Internationales Treffen von Geheimsprachenforscher*innen in Münster / Empfang im Friedenssaal / Münster gewinnt Kultur-Preis

Nur wenige Tage nach der Anerkennung der Rotwelsch-Dialekte als „Immaterielles Kulturerbe“ auf nationaler Ebene fand am Wochenende das XIV. „Internationale Symposion Sondersprachenforschung“ statt. 30 Jahre nach dem ersten Treffen, mit dem Klaus Siewert 1995 in Münster die Tradition der internationalen Vernetzung auf dem Forschungsgebiet begründet hat, ging es diesmal u.a. um ein neues Forschungsprojekt, das die Marktsprache der Vieh- und Pferdehändler in Deutschland dokumentieren soll. Von deren Einsatz als Geheimsprache auf den Märkten berichtete Franz Lürwer, Pferdehändler aus Nordwalde. Nach Frankreich ging es mit einem Vortrag zum Argot in Pariser Gefängnissen des 19. Jahrhunderts, über den Atlantik mit einem Bericht zur Geheimsprache Callahuaya, die von wandernden Medizinmännern und Heilern aus Bolivien gesprochen worden ist.

Beim Empfang im Friedenssaal am Freitag gratulierte Oberbürgermeister Markus Lewe dem Gründungsvorsitzenden der IGS, Klaus Siewert, auch zum 25-jährigen Jubiläum der „Internationalen Gesellschaft für Sondersprachenforschung“ (IGS), die ihren Sitz in Münster hat. Siewert, der von der Deutschen UNESCO-Kommission in dem Bescheid zu seinem nun auch auf Bundesebene erfolgreichen Antrag auf Anerkennung historischer Geheimsprachen als „Immaterielles Kulturerbe“ ermuntert worden ist, „den Erhalt von Minderheitensprachen im Verbund mit anderen Regionen als Netzwerk weiter zu gestalten“, hat den Ball bereits aufgenommen und einen Antrag auf Anerkennung verwandter Rotwelsch-Dialekte außerhalb der nationalen Grenzen Deutschlands initiiert. Marie-Marthe Muller, Teilnehmerin am Symposion, Stadträtin in Luxemburg und Fachfrau für jenische Sondersprachen in dem Land, wird den Antrag mit Unterstützung der IGS in diesem Jahr für ihr Land stellen. „Historische Geheimsprachen vom Typus Rotwelsch-Dialekte gehen über nationale Grenzen hinaus. Sie gab es auch in anderen deutschsprachigen Ländern Europas, in der Schweiz, in Österreich und in Luxemburg, dort zum Beispiel den Weimerskirchener „Lakerschmus“, so Klaus Siewert. Vom 13. bis 15. September nächsten Jahres treffen sich die Geheimsprachenforscher*innen zum XV. Internationalen Symposion Sondersprachenforschung dann in Luxemburg; Thema der Veranstaltung: „Jenische Sondersprachen in den deutschsprachigen Ländern Europas“.

Am Rande des Symposions fand die erstmalige Verleihung des Preises für "Beste innovative Aktionsformen zum Erhalt der Kulturform Rotwelsch Dialekte" statt. Die Gewinner*innen unter den rund 50 Geheimsprachenorten in Deutschland kommen alle aus NRW. Auf dem 3. Platz landeten Kulturaktivist*innen aus Minden (Buttjersprache), Platz 2 ging nach Mettingen (Tüöttensprache) an die Draiflessen Collection und deren interaktive Ausstellung „Cunda, Knös und Knaspelhutsche“, die noch bis zum 4. Mai zu sehen ist. Den 1. Platz errang eine Gruppe von Kulturaktivisten aus Münster, die insbesondere den Jüngeren Wissen von der historischen Geheimsprache Masematte vermitteln und unter dem Projekttitel RackeWelt! auch zum Sprechen in neuen kommunikativen und medialen Kontexten anregen möchte. „Das Konzept ist unter den eingereichten Vorschlägen das am weitesten gehende mit vielen kreativen Ideen, um insbesondere junge Menschen zu adressieren und zur Weitergabe der Kulturform beizutragen“, so Dr. Maria Harnack, Mitglied der Jury aus der Schweiz.